zur person
brigitte wiegmann

"… Der Schwerpunkt zwischen Musik und bildender Kunst, auf den die Malerin Brigitte Wiegmann in ihrer Arbeit fußt, ist ein besonders interessantes Phänomen im Kontext bildkünstlerischer Werke. Ihr Werk wird mit dieser Festlegung so auch schon seit Beginn ihres künstlerischen Arbeitens oftmals diskutiert, wenngleich ein Schlüssel zu ihrem malerischen Arbeiten nicht allein jene musikalische, sondern vor allen Dingen ihre 'klangkompositorische' Qualität ist. …

… Die Künstlerin hat vor vielen Jahren mit Bach begonnen, ist aber nicht bei Bach stehen geblieben, sondern hat sich über die Komponisten dieses Jahrhunderts an die Gegenwart herangearbeitet und ein eigenes Kompositionselement entwickelt. Brigitte Wiegmann sucht dabei in ihren Werken eine Kompositionsform, die einer inneren Verknüpfung nachspürt und die neue Strukturen in der Malerei entstehen lässt. Diese Strukturen nimmt die Künstlerin dann zum Anlass, daraus wie eine Komponistin ihre Bildwerke zu Symphonien zusammenzubauen, die aus vielen verschiedenen Sätzen, unter Beibehaltung eines gemeinsamen Motivs, entstehen. …

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… Brigitte Wiegmann hat eine Kompositionsstruktur für ihre Malerei gefunden, die man als eine beschreibende Art des Zeichnens definieren könnte. Diese Beschreibungen werden in akkuraten, aber dennoch frei formulierten Strukturen auf Papier gesetzt oder auf Leinwand gemalt. Ganz reflektiert wählt sie einen bestimmten Kanon von Farbigkeiten aus, die sie in ihren großformatigen Farbmalereien in dichten Setzungen aneinanderreiht und dabei trotz aller Farbintensität zunächst einen ganz 'mühsamen Weg der Realisierung beschreitet'. Diese Struktur steht im Kontext eines konzeptuellen Ordnungssystems, das sie in ihren farbräumlichen Arbeiten bei aller Freiheit immer voraussetzt, und in dem sie der Farbe selbst eine Plattform bietet, auf der sich die Vielfalt der Farbtöne frei und klangintensiv entfalten können. In ihren farbräumlichen Bildern hat sie eine eigenständige Sprache und Formulierung gefunden, die sich wie Fugen- und Kanonbilder fassen lassen, aber allein mit den Tönen der Farben zu Symphonien der Klänge gelangen. …"

Dr. Gabriele Uelsberg, Direktorin Rheinisches Landesmuseum Bonn
in "Revier Atelier: Brigitte Wiegmann", Klartext Verlag, Essen, 2006

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"… Brigitte Wiegmann stellt sich mit ihren sensiblen und zugleich systematischen Farbuntersuchungen bewusst in eine große Traditionslinie, die bei der Farbenlehre Goethes und der Farbenkugel Otto Runges beginnt, durch Naturwissenschaftler wie Hermann Helmholtz, James C. Maxwell und Wilhelm Ostwald seit Ende des 19. Jahrhunderts neue Impulse erhielt und mit eigenständigen Konzepten von Wassili Kandinsky, Paul Klee und Johannes Itten ab 1919 in die Lehre am Staatlichen Bauhaus in Weimar einflossen. …
… Transparenz und Überlagerung ist ein Thema von Brigitte Wiegmann … .
… Darüber hinaus spielt bei ihr die Textur eine besondere Rolle, die aus unzähligen Einzelstrichen gebildete Farb- und Oberflächendifferenzierung. Damit bekommen diese Handzeichnungen eine individuelle Stofflichkeit, vergleichbar den Weimarer Bauhaustextilien von Gunna Stölzl, Benita Koch-Otte oder Gertrud Arndt. Sie versetzt damit die Farbe in Schwingung und verleiht ihren Kompositionen eine eigentümliche Lebendigkeit. …"

Michael Siebenbrodt, KSW / Leiter des Bauhaus-Museums Weimar,
Haus Am Horn, Weimar 2005

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